15 Oktober 2008

Leben hier, Uni und sonst

Der Unterricht läuft super. Ich habe bis jetzt acht Vorlesungen gehalten und zwei Übungsblätter aufgegeben. In jeder Vorlesung habe ich auch einen praktischen Teil, den die Studenten gruppenweise bearbeiten sollen. Anschließend stellt ein Sprecher der Gruppe die Ergebnisse vor. Das Problem, mit dem ich mich anfänglich konfrontiert sah, ist bis auf weiteres beseitigt: Es wurde gesagt, daß es unheimlich schwierig sei, daß die Studenten vermitteltes Wissen auf ähnliche Probleme anwenden können. Allerdings kamen bis jetzt immer gute Lösungen, die wohl durchdacht waren. Ich plane nun ein kleines Modellierungsprojekt mit anschließender Implentierung in Java. Die Aufgabe wird darin bestehen, ein Schienennetz mit einem zweigleisigem Bahnhof zu modellieren. Das System enthält 3 Züge, die sich abhängig von Ampeln und Weichenstellungen auf dem Netz in eine Richtung bewegen können. Ich bin gespannt wie weit ich mit den Studenten komme.

In der restlichen Zeit, die ich an der Uni verbringe, bereite ich nicht nur Vorlesungen, Beispiele und Übungsaufgaben vor. Jeden Tag mache ich einen «Rundgang», begrüße Studenten und quatsche mit ihnen. Der Rundgang dient eigentlich dem Überwachen des Fortschritts (und der Adäquatheit) der Baumaßnahmen im ITCH. Das ist neben der Vorlesung Teil meiner ONE TWO THREE FOR FIVE SIX SEVEN EIGHT NINE zweiten Aufgabe. Außerdem muß das ITCH-Projekt koordiniert werden. Das heißt, es sind teilweise Änderungen des Bauplans zu besprechen (Verkleidung der Decken-Rohre, Aufhübschung einzelner Wände und Türen). Diese Änderungen müssen mit dem Bauleiter und der Weltbank abgesprochen werden. Für den Weg von der ersten Etage in den Keller würde man keine zwei Minuten einplanen. Aber ich brauche dafür mindestens eine halbe Stunde. Immer wieder kommt man mit Studenten unserer und anderer Fakultäten in Kontakt. Dabei erzählen sie mir afghanische Gegebenheiten, fragen aber vielmehr nach dem Leben in Deutschland. Wie schnell dort die Internetverbindungen sind, wie das Studium dort strukturiert ist und worin der Unterschied zwischen afghanischen und deutschen Studenten besteht.

Viel konnte ich zur letzten Frage noch nicht antworten. Allerdings habe ich beobachtet, daß die Umsicht und die Aufmerksamkeit um einiges größer ist als in Deutschland. Der Straßenverkehr wie er hier läuft, würde in Deutschland im Chaos enden. Hier hat man den Eindruck, daß alle Leute ein zweites Augenpaar im Hinterkopf haben. Das "rechts überholen" oder "Ampel bei Rot überqueren" dient nicht dazu, Erster zu sein, sondern lediglich schnell zu sein. Dabei kam es aber noch nie zu einer gefährlichen Situation. Außerdem wird generell der vorgelassen, der eine bessere Position hat.

Im Haus läuft ebenfalls alles super. Natürlich mit den kleinen Abstrichen, die man zwangsläufig in unserer Situation hat. Das Haus kann abgesehen für Einkäufe und für die Fahrt zur Uni nicht ohne weiteres verlassen werden. So sieht man alle Gesichter in der Arbeits- und Freizeit immer in der gleichen Umgebung. Dafür schlagen wir uns hier sehr gut und das Leben ist sehr angenehm.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Gleen, ja wir lesen regelmäßig Deine Texte. Erfreulich ist, dass es entspannt im Haus und anscheinend auch außerhalb des Hauses zugeht. Bei dem stark kommentierten Foto hast Du wohl geglaubt "Die Linse kriegt Dich nicht ganz darauf" oder?
Am 01.11.08 ab 15.00 Uhr kochen wir im Garten Kesselgulasch. Dieses mal sind auch ganz neue Leute dabei. Hoffentlich regnets nicht. Gestern haben wir in der alten Zusammensetzung einen tollen Tag in Sanssouci verbracht. Es war ein wunderschöner Herbsttag. Übrigens, wie sind die Temperaturen bei Dir dort?
Gruß
HeiWi